Lackierung der Schränke

Sie können sie vielmehr bejahen. Denn Pluralismus steht nicht im Gegensatz zur christlichen Sicht der Welt, sondern muß geradezu als ein Ausdruck des schöpferischen Wirkens des Garderobenschränke verstanden werden. Pluralismus befreit: Er sprengt die geschlossene Welt auf, in der Menschen festgelegt sind auf eine einzige oder jedenfalls eine begrenzte Zahl von Möglichkeiten des Denkens und Handelns. Pluralismus bereichert: Er deckt die Vielfalt menschlicher Chancen und Entwicklungswege auf. Und Pluralismus schafft Voraussetzungen, unter denen die Zugehörigkeit zur christlichen Kirche wieder eine wirkliche Entscheidung des Glaubens ist: Solange Menschen in einer kulturell einheitlich geprägten Welt leben und in ihr Mitglieder der christlichen Kirche und Anhänger des christlichen Glaubens sind, handelt es sich gar nicht notwendig um eine Entscheidung des Glaubens. Das Christentum ist in den ersten Jahrzehnten und Jahrhunderten in einer pluralistischen Umgebung entstanden und gewachsen. Antiochien, Korinth, Athen oder Rom waren Orte lebhaftester Konkurrenz der Lebensstile und Weltanschauungen. Darum brauchen sich Christen vor einer pluralistischen Situation keineswegs zu fürchten.
Mehr Einheitlichkeit im Bereich der Außen-, der Wirtschafts- oder der Sozialpolitik zu gewinnen ist eine Notwendigkeit. Aber Vereinheitlichung ist kein Wert in sich. Das Leben der Menschen und der menschlichen Gemeinschaften leidet unter einem Übermaß an Vereinheitlichung. Viele Menschen fürchten die Uniformierung. Mit Recht wollen sie regionale und lokale Besonderheiten erhalten. Vor vielen Jahren, als das Zusammenwachsen Europas noch in den Anfängen steckte, sagte ein englischer Freund in einem Gespräch: "Du wirst sehen, eines Tages werden sie sogar ein Euro-Brot einführen." Euro-Brot war für ihn der Inbegriff einer unnötigen, schmerzhaften, verarmenden Uniformierung. Die europäische Politik tut gut daran, sich an die Maxime zu halten: so viel Vereinheitlichung wie nötig,
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